Infener produziert grünen Wasserstoff durch die Elektrolyse von Wasser in netzdienlichen H2-Hubs, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Das Projekt auf dem Gewerbegebiet “Kinzigpark I” befinde sich aktuell in der Konzeptionsphase, Abnehmer werden bereits gesucht. „Wir haben den Standort bewusst gewählt, da hier ein vielversprechender Markt mit potenziellen Abnehmern aus Industrie und Logistik vorhanden ist. Interessierte Unternehmen sind herzlich eingeladen, sich mit uns in Verbindung zu setzen“, teilt Unternehmenssprecherin Franziska Grammes auf Anfrage des Ortenau Journal mit.
Hohe Produktionskapazität
Die genaue Investitionssumme stehe noch nicht fest, aber die Infener AG lässt sich das Projekt einiges kosten: „Derzeit lässt sich das noch nicht abschließend beziffern, jedoch kalkulieren wir aktuell mit rund 43 Millionen Euro“, so Grammes. Auch seien genaue Angaben zur Inbetriebnahme schwierig, aber man strebe das Jahr 2027 an.
„Dank der hohen Produktionskapazität sehen wir großes Potenzial, in der Region Partner zu gewinnen, die sowohl Wasserstoff als auch entstehende Nebenprodukte weiterverarbeiten. Solche Kooperationen werden maßgeblich zum Aufbau eines nachhaltigen, lokalen Ökosystems beitragen, das nicht nur die regionale, sondern die gesamte europäische Wirtschaft stärkt“, wird Joel Vogl, CEO und Co-Founder von Infener, in einer Pressemitteilung zitiert.
Gespräche laufen bereits
Mögliche Abnehmer für den grünen Wasserstoff sind beispielsweise energieintensive Unternehmen wie die Badischen Stahlwerke in Kehl, die geplanten Wasserstofftankstellen entlang der Autobahn A5 oder Speditionen aus der Region. Derzeit gibt es in Deutschland erst rund 100 Wasserstofftankstellen, wie das Fachportal B_I MEDIEN schreibt. Diese befinden sich vornehmlich in Ballungszentren sowie entlang von Fernstraßen und Autobahnen. Dazu Franziska Grammes: „Selbstverständlich haben wir potenzielle Abnehmer wie die Badischen Stahlwerke im Blick und stehen in Kontakt.“
Deutschland soll laut dem Bundeswirtschaftsministerium mit der Nationalen Wasserstoffstrategie Pionier im Bereich grüner Wasserstoff werden. So will die Bundesregierung den Einsatz klimafreundlicher Wasserstofftechnologien vorantreiben. Das Ziel ist es, die Erzeugung von bezahlbarem klimaneutralem Wasserstoff zu fördern. Deutschland soll eine führende Rolle als weltweiter Ausrüster modernster Wasserstofftechnik einnehmen.
Bezug von regionalem grünem Strom
Grüner Wasserstoff ist emissionsfrei, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der für die Produktion benötigte Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Die Infener AG will einen Teil dieses Stroms aus einer auf dem Dach insatllierten PV-Anlage decken. Außerdem soll grüner Strom aus der Region bezogen werden. Franziska Grammes: „Wir rechnen mit einem jährlichen Energiebedarf von etwa 110.000 MWh. In der Ramp-up-Phase wird der Strom hauptsächlich über regionale Grünstrom-PPAs gedeckt. Ergänzend planen wir die Nutzung von lokal und regional erzeugtem Strom.“
Weitere Vorteile der geplanten Anlage ist die nutzbare Abwärme, die bei der Elektrolyse entsteht. So bestünden laut der Sprecherin Möglichkeiten, die Abwärme ins Fern- und Nahwärmenetz einzuspeisen, ebenso wie Krankenhäuser, Schwimmbäder oder Einkaufszentren zu versorgen. Auch für industrielle Anwendungen und Prozesse könne die Abwärme genutzt werden. Erste Gespräche mit potenziellen Abnehmern würden bereits laufen.
Energiekosten sinken langfristig
Auch beim Energiegehalt sei grüner Wasserstoff dem Dieselantrieb überlegen. „Ein Kilogramm (komprimierter) Wasserstoff hat einen Energiegehalt (Brennwert) von 33 kWh . Zum Vergleich: Ein Liter Diesel hat einen Energiegehalt 10 kWh. Die 1,98 Millionen Kilogramm grüner Wasserstoff entsprechen damit etwa 6.534.000 Litern Diesel.“ Die Produktion von grünem Wasserstoff könne zudem langfristig die Energiekosten für Abnehmer senken. Dafür sei es jedoch kurz- bis mittelfristig notwendig, dass deutschlandweit die Elektrolyse-Kapazitäten ausgebaut werden, um größere Mengen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien produzieren und so von Skalierungseffekten profitieren zu können.
Die Nachteile von grünem Wasserstoff würden laut B_I MEDIEN in den derzeit noch hohen Kosten liegen, der fehlenden flächendeckenden H2-Infrastruktur und dem hohen Strom- und Energiebedarf für die Herstellung: „Um 1 kg Wasserstoff zu erzeugen, benötigt es rund 53 kWh Strom. Laut Prognosen könnten die Erzeugungskosten von grünem Wasserstoff bis 2030 aber um ein Drittel bis zur Hälfte und bis 2050 um rund zwei Drittel gegenüber dem derzeitigen Niveau sinken. Dafür bedarf es allerdings den zügigen Ausbau von erneuerbaren Energien.“
Bundesweite Umstellung läuft auf Hochtouren
Ob grüner Wasserstoff einen Siegeszug antritt und zu einem Hauptenergieträger wird, steht noch in den Sternen. Allerdings gibt es schon zahlreiche Produzenten, die in den Startlöchern stehen oder bereits die Produktion aufgenommen haben. Einige LKW-Hersteller haben bereits Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb auf den Markt gebracht und energieintensive Industriebetriebe planen längst die Umstellung auf eine emissionarme Produktion unter Zuhilfenahme von grünem Wasserstoff. Auch die Umstellung der Stromerzeugung auf die gigantischen Mengen an benötigten Strom aus Erneuerbaren läuft überall längst auf Hochtouren. Alleine in der Ortenau boomt der Bau von unternehmenseigenen Windkraftanlagen und Photovoltaik-Anlagen.
Laut Infener könnte der H2-Hub in Gengenbach einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung regionaler Logistik- und Industrieunternehmen leisten. Für das Unternehmen stellt das Projekt einen weiteren Meilenstein im Ausbau des grünen Wasserstoffmarktes dar, der die lokale Wertschöpfung nachhaltig stärkt. Die Bundesregierung hat sich mit der Nationalen Wasserstoffstrategie das Ziel gesetzt, bis 2030 eine heimische Elektrolysekapazität von zehn Gigawatt (GW) aufzubauen – bisher seien etwa 0,1 GW installiert. Bei dem Projekt in Gengenbach soll es ohnehin nicht bleiben. Dieses Jahr hatte Infener den Baubeginn weiterer Hubs in Villingen-Schwenningen und Neumünster bekannt gegeben. Man verfolge das Ziel, als führender grüner Wasserstoffproduzent dezentrale Hubs in ganz Europa zu etablieren und damit wesentlich zur Umsetzung der Wasserstoffstrategie beizutragen.
nectanet begrüßt Engagement
Die Realisierung der geplanten Gengenbacher Produktionsanlage hänge außer vom Abschluss von Abnahmeverträgen auch von den Ergebnissen der Planungsphase und den erforderlichen Investitionsentscheidungen ab. Partner und Unterstützer des Vorhabens sind der Gengenbacher Bürgermeister, die Stadtwerke, die regionale Wirtschaftsförderung nectanet und die Klimapartner Südbaden. „Die Versorgung von Wirtschaft und Industrie mit grünem Wasserstoff ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Standorten. Die Black Forest Power Region strebt nach Energieautarkie, und Gengenbach und Infener setzen mit diesem Projekt einen wichtigen Impuls. Wir begrüßen dieses Engagement sehr“, wird nectanet-Geschäftsführer Dominik Fehringer auf der Infener-Website zitiert.
Hintergrund:
Infener ist eine 2023 gegründete AG mit Hauptsitz in der Schweiz und Niederlassungen in Deutschland. Als Pionier in der Bereitstellung von dezentralen und nachhaltigen Wasserstofflösungen fokussiert Infener das Wachstum einer grünen, dezentralen und zirkulären Wasserstoffwirtschaft. Infeners Lösungen dekarbonisieren kommunale Industrie- und Verkehrssektoren mit dem Ziel einer klimaneutralen und wirtschaftlichen Energieversorgung. Infener entwickelt dafür grüne Wasserstoff-Hubs, integrierte Systemlösungen und innovative Produkte, wie den mit dem German Innovation Award und dem Red Dot Award ausgezeichneten Ecore One. Zentral bei Infener ist der ganzheitliche Ansatz bzw. das Ziel einer Wasserstoffkreislaufwirtschaft.
Wolfgang Huber
Siehe auch:
Großbäckerei Dreher investiert massiv in neuen Standort in Gengenbach
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