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Wirtschaftsstandort

Standortnachteile: Industrieller Mittelstand reagiert mit Abwanderung

© distelAPPrath/pixabay
Die ungünstigen Rahmenbedingungen und hohen Kosten in Deutschland werden zunehmend zur Herausforderung für den exportorientierten Mittelstand im internationalen Wettbewerb. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage im Globalisierungs-Cluster der wvib Schwarzwald AG.

Eine große Mehrheit der Unternehmen reagiert darauf laut Umfrage mit dem Ausbau von Auslandsstandorten. Dabei liegen Nordamerika, Asien und Osteuropa im Fokus. Neun von zehn der befragten Unternehmen investieren derzeit in den USA, China, Indien oder Osteuropa. Während die USA und Indien als wichtige Absatzmärkte gelten, wird Osteuropa als kostengünstiger Produktionsstandort geschätzt. Ähnliches gelte für die ASEAN-Staaten wie Vietnam, Malaysia, Indonesien und Thailand.

93 Prozent der Befragten nennen die hohen Kosten für Energie, Material und Personal als besondere Schwierigkeit, wie der Verband mitteilt. 68 Prozent der befragten Unternehmen sehen zudem die zunehmende Regulatorik als große Herausforderung im internationalen Handel. Gesetze und Verordnungen wie das CO2-Ausgleichssystem (CBAM), das Lieferkettengesetz (LkSG) oder Exportkontrollen machen den Export von Produkten aufwändiger, langsamer und teurer.

Unternehmen sehen keine andere Wahl

„Die Politik muss im eigenen Interesse sicherstellen, dass unsere Industrie im internationalen Wettbewerb nicht völlig abgehängt wird. Niemand verlässt freiwillig Deutschland, aber viele sehen derzeit keine andere Wahl“, so wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer. Unternehmen reagieren unterschiedlich auf die sinkende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, je nach Größe: 44 Prozent der befragten Unternehmen setzen weiterhin auf das klassische Exportgeschäft mit Produktion in Deutschland, besonders viele kleine Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden. 14 Prozent produzieren in Deutschland und unterhalten Vertriebsgesellschaften im Ausland. Größere Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden verfolgen die „Local for Local“-Strategie, bei der Produkte dort gefertigt werden, wo sie verkauft werden.

„Deutschlands Standortprobleme – vor allem Bürokratie, hohe Kosten, Fachkräftemangel, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, sowie Handelshemmnisse und politische Risiken – haben reale Auswirkungen auf das Investitionsverhalten des industriellen Mittelstands in Baden-Württemberg“, so Marcel Spiegelhalter, Autor der Umfrage und Cluster Manager Globalisierung.

Derzeit sind in den weltweit knapp 1.800 Auslandsstandorten der wvib-Mitgliedsunternehmen 105.000 Menschen beschäftigt. Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften 1.044 produzierende Unternehmen mit insgesamt 312.000 Beschäftigten weltweit 75 Milliarden Euro Umsatz.

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