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Tunnelbohr-Technologie

Technik von Herrenknecht erneut am Gotthard im Einsatz

© Marti Tunnel AG
Am Schweizer St. Gotthard kommt erneut Tunnelbohr-Technologie aus Schwanauer Fertigung zum Einsatz. Für den Vortrieb der zweiten Röhre des Gotthard-Straßentunnels stellten Herrenknecht-Ingenieure am 30. Juli 2024 eine Tunnelbohrmaschine vor. Anwesend war eine hochrangige Delegation des Bauunternehmens Marti Tunnel AG sowie des Bauherren ASTRA. Es ist die Rückkehr zum Gotthard nach 2011.

Rund 16.000 Fahrzeuge passieren pro Tag den Gotthard-Straßentunnel. Das sind pro Jahr sechs Millionen Autos und Lastwagen. Seit 45 Jahren ist er ein Schlüsselbauwerk des europäischen Nord-Süd-Verkehrs durch die Alpen. Auf 16,9 Kilometern Länge verläuft er zwischen Göschenen im Schweizer Kanton Uri und Airolo im Kanton Tessin. Die altersbedingt notwendige Instandsetzung geht das Schweizer Bundesamt für Strassen (ASTRA) nach langfristiger und sorgfältiger Planung an.

Sicherheitsgewinn

Damit während der Sanierung und der notwendigen Sperrung des Tunnels der Verkehr wie bisher fließen könne, beauftragte das ASTRA einer Pressemitteilung zufolge den Bau einer zweiten, parallelen Röhre. Nach dem Abschluss aller Arbeiten an beiden Röhren werde für den Verkehr in südliche und in nördliche Richtung je ein Tunnel mit einem Fahrstreifen (plus Pannenstreifen) zur Verfügung stehen – das sei ein deutlicher Sicherheitsgewinn gegenüber dem bisherigen Betrieb mit Gegenverkehr in einer Röhre.

Spezialistin für den Fels der Alpen

Die mit dem Tunnelvortrieb beauftragten Unternehmen orderten demnach je eine Tunnelbohrmaschine (TBM) für den nördlichen und für den südlichen Bauabschnitt der Hauptröhre. Die Vertreter des Bauunternehmens Marti Tunnel AG zusammen mit den verantwortlichen Herrenknecht-Ingenieuren schlossen am 30. Juli 2024 die technische Abnahme der Maschine für das südliche Baulos erfolgreich ab: Der Durchmesser der Maschine vom Typ Einfachschild-TBM beträgt 12.3 Meter.

Der Bohrkopf werde von 16 elektrischen Motoren angetrieben, die insgesamt über eine Leistung von 5.600 Kilowatt bzw. rund 7.600 PS verfügen. Zum Vergleich: Ein aktuelles Auto der Formel 1 habe rund 1.000 PS. Als Einfachschild-TBM sei die Maschine eine Spezialistin für den Vortrieb durch das Hartgestein der Alpen. Auf dem 7.755 Meter langen südlichen Bohrabschnitt sei vorwiegend mit Granit, Gneis und Schiefer zu rechnen. Der technischen Abnahme folge nun die Demontage der Maschine und der Transport der Komponenten auf die Baustelle in Airolo (Tessin). Dort wird die TBM wieder montiert, damit die Mineure der Marti Tunnel AG den Vortrieb der Hauptröhre von Süden her planmäßig ab März 2025 in Angriff nehmen können.

Störungsfrei zur Störzone

Gemäß geologischen Voruntersuchungen erwarten die Tunnelbauer auf der geplanten Bohrtrasse für die Hauptröhre im Norden und im Süden je eine geologische Störzone. Aufgrund der Felscharakteristik sei die Entscheidung gefallen, vor dem Start der maschinellen Hauptröhrenvortriebe die beiden Störzonenabschnitte im konventionellen Sprengvortrieb auszubrechen. Um die Störzonen im Berg zu erreichen, wurden Zugangsstollen durch den Fels getrieben. Dabei habe auch maschinelle Vortriebstechnik eingesetzt werden können. Die Marti Tunnel AG habe den Vortrieb des südlichen Zugangsstollens mit einer Herrenknecht-Einfachschild-TBM (Ø 7.4 Meter) bereits im August 2023 erfolgreich abgeschlossen. Die Maschinen für die Hauptröhre werden später durch die beiden bereits ausgebrochenen Störzonen durchgezogen.

Für die beiden nördlichen Baulose (Hauptröhre und Zugangsstollen) habe Herrenknecht eine Gripper-TBM (Ø 7.03 Meter) sowie eine Einfachschild-TBM (Ø 12.2 Meter) an eine Arbeitsgemeinschaft der Unternehmen Implenia Schweiz AG und Frutiger AG geliefert. Der Vortrieb des nördlichen Zugangsstollens wurde im April 2023 abgeschlossen. Die Abnahme der Einfachschild-TBM für den südlichen Abschnitt der Hauptröhre fand am 8. Juli 2024 in Schwanau statt.

Die Champions League des Tunnelbaus

Bereits von 2003 bis 2011 fuhren die ausführenden Baukonsortien am Gotthard mit vier Herrenknecht-Maschinen insgesamt 85 Kilometer Tunnel für den bisher längsten Eisenbahntunnel der Welt auf. Die Lieferung für den Gotthard-Basistunnel gehört zu den herausragenden Meilensteinen der Herrenknecht-Unternehmensgeschichte. Das bestätigt auch Matthias Schwärzel, zuständiger Leiter der Projektleitung. Er sei stolz, jetzt mit Herrenknecht-Technologie an den Gotthard zurückzukehren: „Tunnelbau in den Alpen und besonders am Schweizer St. Gotthard hat für uns immer eine emotionale Komponente. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Mineuren auf der Baustelle.“

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