Im Bereich Recruiting müssen Unternehmen längst einen Schwerpunkt auf die sogenannten Softskills von Bewerbern legen. Fähigkeiten wie Stressresistenz, Engagement und Kritikfähigkeit zählen mittlerweile genauso viel wie Hardskills. Nur auf Abschlüsse und Zeugnisse zu achten können sich die Arbeitgeber nicht mehr leisten, wenn sie genügend Personal finden wollen. Der Fachkräftemangel lässt grüßen. Formelle Fähigkeiten können sich neue Mitarbeiter im Laufe der Zeit aneignen und in ihre Aufgaben hineinwachsen.
Ähnlich verhält es sich beim Thema moderne Führung. Chefs und Vorgesetzte müssen sich von der Vorstellung einer streng hierarchischen Führung, im Schlimmsten Fall mit Micromanagement-Methoden, verabschieden. Berufstätige, insbesondere die auf den Arbeitsmarkt strömende Generation Z, lassen sich Befehlston und mangelndes Feedback oft nicht mehr bieten. Wenn Führungskräfte zum Erfolg ihres Unternehmens beitragen wollen, müssen sie weiche Faktoren wie Empathie, Feedback und Zuhören berücksichtigen.
Weiche Faktoren berücksichtigen
Beim Oberkircher Wirtschaftsforum 2024, an dem rund 200 Gäste teilnahmen, stand das Thema gemäß dem Motto „Wie man mit weichen Faktoren hartes Geld verdient“ im Mittelpunkt. Die Gastgeber, die Geschäftsführer Johannes, Andreas und Gebhard Frammelsberger, hätten die anwesenden Kolleginnen und Kollegen ermutigt, weiche Faktoren im harten Tagesgeschäft nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei nutzten sie die Gelegenheit, ihre Erfahrungen der letzten Jahre Revue passieren zu lassen, welche vor allem durch die Betriebsnachfolge geprägt waren. Offen und sympathisch habe die Familie Einblicke in die Herausforderungen gewährt, denen sie gegenüberstanden, die Emotionen, die damit verbunden gewesen seien, und die Schwerpunkte, die sie setzten, um die Übergabe erfolgreich zu meistern.
Führen mit L.I.E.B.E.
Die Erfahrungen der Familie Frammelsberger in Sachen Führung habe Referent Jürgen Eller anschließend mit wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützt. Als Geschäftsführer der Lernraum.Akademie und ausgebildeter systemischer Coach habe er die Gäste mit auf die Reise in die unternehmerische und nachhaltige Führungskultur genommen. So stellte er unter anderem die acht Arten der Verschwendung vor und rückte psychologische Faktoren in den Vordergrund. „Führen Sie mit Liebe“, legte Eller den Unternehmerinnen und Unternehmern nahe. Dies sei nicht nur im wortwörtlichen Sinne zu verstehen, sondern auch Buchstabe für Buchstabe zu interpretieren: L wie Loslassen, I wie Intuition, E wie Empathie/Zuhören, B wie Begeisterung und E wie Emotion (L.I.E.B.E.). Mit dieser Investition in die Beziehungen zu den Mitarbeitenden gelinge es, eine gelebte Kultur zur schaffen, die motiviert und unter die Haut geht. „Durch eine Zusammenarbeit auf einer engen menschlichen Beziehung wird mehr Geld erwirtschaftet“, versprach Eller den Gästen und macht damit die Bedeutung der weichen Faktoren für hart verdientes Geld deutlich.
Längst ist es in Expertenkreisen im Bereich Human Resources Konsens, dass empathische Führung Führungskräfte die Motivation und Arbeitszufriedenheit und damit die Leistungen der Mitarbeiter deutlich erhöhen. Dies wiederum ist heutzutage unabdingbar, um den Unternehmenserfolg nachhaltig zu sichern. Ganz nebenbei, aber nicht zu unterschätzen, zahlt dieser Führungsstil auf das Employer Branding, also die Arbeitgeberattraktivität ein und erleichtert das Recruiting von Top-Talenten und neuen Mitarbeitern.
Enger Austausch mit der Wirtschaft
Jahr um Jahr lädt das Oberkircher Wirtschaftsforum lokale Wirtschaftsbetriebe ein und bietet spannende Informationen zu ausgewählten Fachthemen, persönliche Einblicke der gastgebenden Unternehmen und Raum zum branchenübergreifenden Austausch. Dies bereits zum 8. Mal. „Mit Ihrer Anwesenheit zeigen Sie nicht nur Ihr Interesse am persönlichen Austausch, sondern auch am örtlichen Wirtschaftsgeschehen“, betonte Oberbürgermeister Gregor Bühler in seiner Ansprache. Ihm selbst und der Stadtverwaltung Oberkirch sei es ein großes Anliegen, eng mit den Unternehmerinnen und Unternehmern im Austausch zu bleiben und dabei die Bedürfnisse kennenzulernen. Die Erfahrungen der letzten Jahre hätten dabei deutlich gezeigt, dass der Wunsch zur Expansion und Ansiedlung stetig weiterwachse. Aufgrund des politischen Grundsatzes „Innen- vor Außenentwicklung“ sowie einer nachhaltigen Flächenpolitik seien Neuausweisung von Gewerbeflächen jedoch schwierig, solange nutzbare Freiflächen verfügbar sind. „Zwischen 40.000 und 50.000 Quadratmeter schlafende Flächenpotenziale sind aktuell in Oberkirchs Gewerbegebieten frei, aber ungenutzt“, verdeutlichte Bühler den kurzfristigen Handlungsspielraum.
Um diesen zu aktivieren, laufen derzeit Gespräche mit den Eigentümern der unbebauten, aber baureifen Gewerbeflächen. „Es geht nicht ohne Sie“, appellierte Bühler an die Unternehmerinnen und Unternehmer und machte darüber hinaus deutlich, wie wichtig die lokale Wirtschaft für das gesamtgesellschaftliche Gefüge ist: „Mit Ihrer Arbeit, Ihrer Vision und Ihrer Treue zum Wirtschaftsstandort Oberkirch machen Sie Investitionen in den sozialen Bereichen, in Kindergärten und Schulen, erst möglich“.
Wolfgang Huber
Siehe auch: „Neun wichtige Softskills für Chefs“
Bild: In diesem Jahr fand das Oberkircher Wirtschaftsforum bei der Frammelsberger G. GmbH statt. Foto: Hubert Grimmig
Ödsbacher Straße 6
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