Jahresbilanz

Umsatz bei PWO trotz Krise mit 555 Mio. Euro stabil – drastische CO2-Reduktion

Progresswerk Oberkirch
© PWO-Gruppe
Trotz eines herausfordernden Marktumfelds konnte die PWO-Gruppe 2024 ihre Umsätze stabil halten und das EBIT sogar steigern. Besonders beeindruckend: Die CO2-Emissionen wurden um fast ein Drittel gesenkt – ein Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Investitionen in neue Standorte und ein verbrennerunabhängiges Geschäftsmodell stärken zudem die Marktposition. Ein Ausblick auf 2025 sei angesichts von Auswirkungen der neuen US-Zollpolitik derzeit unmöglich.

Von Wolfgang Huber

Die PWO-Gruppe konnte im Geschäftsjahr 2024 in einem zunehmend schwieriger werdenden Umfeld ihre Umsatzerlöse stabilisieren sowie ihre Marktposition gezielt weiter ausbauen, wie Unternehmenssprecherin Charlotte Frenzel bekannt gibt. Der Umsatz betrug demnach 555 Millionen Euro. Die Prognose lage bei 570 Millionen. Damit liegt der Wert hauchdünn unter dem Vorjahresumsatz von 555,8 Millionen Euro.

Beim EBIT vor Währungseffekten gibt das Unternehmen 30,1 Millionen Euro an, knapp zwei Millionen Euro mehr als 2023. Die PWO-Gruppe tätigte Investitionen in Umfang von 46,2 Millionen Euro. Das waren Frenzel zufolge deutlich mehr als die 26,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor.

Drastische CO2-Minderung im Scope 1 & 2

Eine nicht unerhebliche Information ist auch die Bilanz beim Ausstoß von Treibhausgasen (THG) des Konzerns. Den veröffentlichten Zahlen nach zu urteilen, hat PWO dabei einen regelrechten Nachhaltigkeitsboom erlebt. So wurden lediglich noch 6.287 Tonnen emittiert. 2023 waren dies noch 9.417 Tonnen. Im Vergleich zum Basisjahr 2019, an dem das Unternehmen seine Fortschritte bei der Dekarbonisierung messe, konnten die THG-Emissionen im Scope 1 & 2 mittlerweile um zwei Drittel reduziert werden. Der Weg der kontinuierlichen Senkung der THG-Emissionen soll weiterbeschritten werden. Allerdings habe der Konzern ein Niveau erreicht, von dem aus die Fortschrittskurve abflachen werde.

Sprecherin Charlotte Frenzel erklärt dies auf Anfrage mit baulichen Maßnahmen: „Wenn man an den Eingangsbereichen der Hallen solche Wärmeschleier installiert, wie man sie von Kaufhäusern kennt, geht der Heizbedarf in den Hallen deutlich runter und damit auch die CO2-Emissionen. Durch diese Verbesserung der Steuerungsmechanismen beim Heizen von Gebäuden sparen wir natürlich auch erhebliche Kosten.“ Das Beispiel zeigt, wie Unternehmen durch intelligente Lösungen bei überschaubaren Investitionen einen wertvollen Beitrag zur Dekarbonisierung aller Wirtschaftsbereiche und damit zum Klimaschutz leisten können.

Umsatzerwartung marktbedingt nicht realisiert

Die PWO-Gruppe könne wirksam auf Marktveränderungen reagieren. Dadurch sei es gelungen, das ursprünglich erwartete EBIT vor Währungseffekten zu erzielen, obwohl die Umsatzerwartung marktbedingt nicht realisiert werden konnte. Das Lifetime-Volumen des Neugeschäfts erreichte demnach mit 630 Mio. EUR die unterjährig angehobene Spanne und habe damit deutlich die im Geschäftsbericht 2023 veröffentlichte ursprüngliche Erwartung übertroffen.

Frenzel nennt in der Mitteilung als starke Basis des Erfolgs nach wie vor ein vollständig verbrennerunabhängiges Geschäftsmodell, das PWO für die Kunden zu einem attraktiven Partner bei der Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität mache. „Unsere Teile gehen sowohl in Verbrennermodelle als auch in E-Mobilitätsmodelle. Damit sind wir unabhängig vom Verbrennermarkt, aber wir sind nicht auf eine Antriebsart spezialisiert“, so Frenzel gegenüber dem Ortenau Journal.

Deutlich mehr Investitionen

Für die PWO-Gruppe bilde dieses Geschäftsmodell auch in Zukunft die wesentliche Grundlage für den weiteren Ausbau ihrer Marktposition. Anders ausgedrückt: Die Absatzkrise bei E-Autos schade nicht der Geschäftsentwicklung. Frenzel: „Wir wissen oft gar nicht, in Fahrzeuge welcher Antriebsart unsere Teile fließen, da wir unabhängig vom Antriebsstrang sind. Wenn sie die Absatzkrise insgesamt in der Branche ansprechen, weise ich auf unser erhebliches Neugeschäft der vergangenen Jahre hin. Dadurch haben wir jetzt Zuwächse, die die niedrigeren Abrufe in bestehenden Serien kompensieren.“

Auch bei den Investitionen gab es den Zahlen nach einen deutlichen Schub. Davon ging ein Großteil in den neuen Standort in Serbien: „Nach mehreren Jahren sehr maßvoller Investitionen investierten wir im Geschäftsjahr 2024 mehr als ursprünglich geplant. Im Mittelpunkt stand dabei der Aufbau unseres neuen Entwicklungs- und Produktionsstandortes in Serbien. Aber auch alle anderen internationalen Standorte der Gruppe bereiten sich auf umfangreiche Serienanläufe vor“, schreibt PWO.

Vision für Überwindung der Rezession

Einen Ausblick auf 2025 wagt PWO dagegen noch nicht. Dies sei angesichts der neuen US-Zollpolitik unmöglich. Auch deren Auswirkungen auf die Branche seien noch unklar ist. Frenzel: „Die direkten Auswirkungen von Zöllen zwischen den USA und Kanada bzw. Mexiko wären aufgrund unserer regionalen Aufstellung der Supply Chain gut steuerbar. Für unsere Industrie insgesamt ist aber mit einer weiteren Schwächung des Marktes zu rechnen.“

Von einer neue Bundesregierung erhofft sich die PWO-Gruppe eine deutliche Senkung der Bürokratie. „Die sehr, sehr starke Bürokratie in Deutschland hemmt uns. Die muss abgebaut werden. Außerdem erhoffen wir uns von der kommenden Bundesregierung die Entwicklung einer Vision, wie Deutschland aus der Rezession herauskommt“, sagt die Kommunikationschefin.

Die Veröffentlichung der endgültigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2024 sei für den 21. März 2025 vorgesehen. Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025 wird, sobald dies möglich ist, weiter konkretisiert.

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