Von Wolfgang Huber
Innenstädte sind ein Ausdruck urbaner Lebensqualität, es wird konsumiert und eingekauft und haben die Funktion eines Treffpunkts für soziale Begegnungen, der Freizeitgestaltung und Ort kultureller Aktivitäten. Doch immer mehr geraten die Stadtzentren in Deutschland ins Hintertreffen. Aufgrund des sich wandelnden Konsumverhaltens und des gesellschaftlichen Wandels drohen Innenstädte zunehmend zu veröden. Während die Umsätze des Einzelhandels seit Jahren zurückgehen, steigt gleichzeitig der Online-Handel. Viele Ladengeschäfte müssen schließen.
Kulturelle Angebote
Die Städte versuchen, mit Initiativen und Kulturprogrammen dagegen zu halten. Es gilt, die Innenstädte als lebendige Orte des kommunalen Miteinanders zu bewahren. So lockte die Stadt Offenburg mit dem Programm „Sommer in der Stadt“ in diesem Jahr wieder zahlreiche Besucher ins Stadtzentrum, als an verschiedenen Tagen und auf mehreren Bühnen insgesamt 30 Bands auftraten. Auch die Stadt Lahr ist für ihre vielfältigen kulturellen Angebote in der Innenstadt bekannt. Doch wie steht es um die Ansiedlung von stationärem Handel und Geschäften? Diese sorgen im Idealfall übers ganze Jahr für eine gewisse Belebung der Zentren.
Es gibt immer wieder Neueröffnungen. Erst vor wenigen Tagen eröffnete im Rée Carré in der Offenburger Innenstadt die neue Bar Salon, die laut der Stadt Offenburg als Treffpunkt für Weinliebhaber und Feinkostschmecker konzipiert wurde. Auf einer Fläche von 134 Quadratmetern biete der „Salon“ ein breites Sortiment an hochwertigen Getränken und kulinarischen Spezialitäten. Alleine die Weinkarte umfasse rund 120 sorgfältig ausgewählte Weine. Das kulinarische Angebot reiche von Käseplatten und Feinkost über Gebäck und Barfood bis hin zu Austern. Kulturelle Highlights sowie Weinproben, Tastings und Verkostungen sollen das Angebot des „Salon“ abrunden.
Visionen realisieren
Mit Wirtschaftsförderungsgesellschaften oder Projekten wie STADTRAUM im Falle von Offenburg versuchen die Städte, Neuansiedlungen zu begünstigen. So auch im Fall des „Salon“: „Mit dem ‚Salon‘ möchten wir einen zeitlosen Ort in der Offenburger Innenstadt schaffen, der zum Genießen, Verweilen und Austausch einlädt. Durch die Unterstützung des STADTRAUMs konnten wir eine attraktive Räumlichkeit finden, in der wir diese Vision realisieren können“, wird Nico Gaiser, Betreiber der neuen Bar, in einer Pressemitteilung zitiert.
Der STADTRAUM versteht sich als eine multifunktionale Anlauf-, Vernetzungs- und Beratungsstelle für Eigentümer mit Innenstadtimmobilien, bereits bestehenden Gewerbetreibenden sowie interessierte Unternehmen, die auf der Suche nach einem Standort in der Innenstadt sind. Durch den Austausch und die Vernetzung der Akteure sollen zukunftsfeste Nutzungen in der Offenburger Innenstadt etabliert, Leerstände vermieden und Synergien für eine lebendige Innenstadt geschaffen werden. STADTRAUM ist auch Teil des Bundesförderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“.
Drei Neueröffnungen in Oberkirch
Über zunächst gleich zwei Geschäftseröffnungen freut sich Oberkirch. Sowohl die Mach!BAR (Start: 1. Dezember 2024) als auch das Pianohaus Fies lassen sich am Kirchplatz nieder. Die Macher der Mach!BAR haben ein erfrischendes Konzept entwickelt. Auf zwei Ebenen können Firmen spielerisch die Identifikation und den Zusammenhalt ihrer Teams fördern. Teamevents und Themenabende fördern eine positive Employer Experience. Es gibt Speisen, Bier, Wein und alkoholfreie Getränke. Die Räume erhellen und beleben den Kirchplatz. Man kann sich vorstellen, wie der Ort gerade auch in den Sommermonaten innen wie außen zu einem szenigen After Work-Treffpunkt avanciert.
Den Erfolg der Ansiedlungen reklamiert die Stadt Oberkirch für sich. Mit ihrer Wirtschaftsförderungsagentur unterstütze sie seit Jahren die Entwicklung der Innenstadt mit einem aktiven Leerstandsmanagement. Dafür stehe sie eng mit Immobilieneigentümern im Kontakt und vermittele zielgerichtet Ansiedlungsinteressenten. Durch eine umfassende Begleitung auf dem Weg bis zur Geschäftseröffnung wird den neuen Ladenbesitzern Unterstützung geboten. „Wir freuen uns, dass dieses strategische Vorgehen bei beiden Ansiedlungen am Kirchplatz erfolgreich war. Voraussetzung ist lediglich, dass die Eigentümer die städtischen Akteure frühzeitig involvieren, um die innerstädtische Geschäftswelt im Schulterschluss entwickeln zu können“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt Oberkirch, Denise Burkart auf Anfrage des Ortenau Journals.
Der Kontakt zu den Unternehmen sei über die Gewerbeimmobilienbörse auf der Homepage der Stadt Oberkirch zustande gekommen. Ausschlaggebend für die Einigung sei neben der hohen Aufenthaltsqualität, der besonderen Sortimentsstruktur auch die individuelle Begleitung sowie die Fördermöglichkeiten gewesen sein. Burkart: „Wir verstehen uns als zentrale Ansprechpartnerin und bieten Unterstützung bei allen behördlichen Schritten. Außerdem unterstützt die Wirtschaftsförderung bei der Vernetzung der Innenstadtakteure, bei der Ansiedlungsförderung und beim Eröffnungsmarketing.“ Außerdem gebe es eine Schnuppermitgliedschaft beim Stadtmarketing Oberkirch e.V.
Hilfreiche Erfahrungswerte
Denise Burkart nennt diesen Ansatz der Renchtalmetropole „aktives Ansiedlungsmanagement“. So sollen langfristige Leerstände vermieden, die Angebotsqualität der Innenstadt in ihrer Unverwechselbarkeit gestärkt und der Einkaufsstandort dadurch zukunftsorientiert entwickeln werden. Um das Konzept stetig zu verfeinern, stehe die Stadt ständig mit Kollegen anderer Städte sowie mit Institutionen und kommunalen Landesverbänden in Kontakt. Diese Rückkoppelung über Erfahrungswerte, Ideen, Lösungsansätze und Strategien sei sehr hilfreich.
Doch mit der Mach!BAR und dem Pianohaus Fies ist die Arbeit längst noch nicht beendet. Laut Burkart finden derzeit verschiedene weitere Ansiedlungsgespräche statt. Ganz konkret stehe die Eröffnung von Phillys, einem hochwertigen Burger-Restaurant, in der ehemaligen Confiserie Gmeiner an. Das Traditionshaus in der Hauptstraße hatte im Sommer mit seiner Schließung eine beträchtliche Lücke hinterlassen. Doch die aktuelle Leerstandsquote liege mit 6% deutlich unter dem Durchschnitt von 13-15% in vergleichbaren deutschen Städten.
Breitere Zielgruppe
Die beiden Ansiedlungen erhöhen die Attraktivität des Angebotes in der Innenstadt. Denise Burkart verspricht sich dadurch, eine breitere Zielgruppe überregional ansprechen zu können. „Unverwechselbare Besuchsmagnete“ sollen dafür sorgen, dass neue Kundinnen und Kunden nach Oberkirch kommen und die Innenstadt kennen lernen. „Ebenso erhoffen wir uns neue Kooperationsmöglichkeiten mit verschiedenen Wirtschafts- und Kulturakteuren, welche die genannten Effekte befruchten.“
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
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