Von Wolfgang Huber
Der exportorientierte Maschinenbau kämpft mit einer schwierigen Geschäftslage. Während Deutschland als Standort weiter an Attraktivität verliert, hoffen auch kleinere Unternehmen der technologiegetriebenen Branche zunehmend auf das Ausland. Eine aktuelle Umfrage der wvib Schwarzwald AG zeigt, wie es um die Branche steht. Gerade strukturelle Probleme des Standorts bremsen das Geschäft mit Investitionsgütern „Made in Germany“.
Maschinenbau als Schlüsselbranche
Nur neun Prozent der Unternehmen bewerten ihre Ertragslage aktuell als „gut“. Die Mehrheit der Befragten (48 Prozent) bezeichnet sie als „befriedigend“, 43 Prozent sogar als „schlecht“. Der Blick in die Zukunft bleibt düster: Nur neun Prozent der Maschinenbauer erwarten eine Verbesserung der Ertragslage, während 30 Prozent mit geringeren Erträgen rechnen. Rund 60 Prozent gehen davon aus, dass sich die Situation stabilisiert.
Nun ist der Südwesten des Landes, also der badische Raum und mit ihm der Ortenaukreis vom verarbeitenden Gewerbe geprägt. Die Schwerpunkte des produzierenden Gewerbes, das 32 Prozent der Gesamtwirtschaft im Ortenaukreis stellt, sind der Werkzeugmaschinenbau und die Metallverarbeitung. Insgesamt sind es landesweit 29 Prozent. Die Politik sollte derart wichtige Branchen nicht vernachlässigen. Wenn die künftige Bundesregierung mit den Ankündigungen in Sachen Bürokratieabbau nicht ernst macht, drohen ganze Industriezweige zu verschwinden. Der breite Wohlstand wäre nicht mehr zu halten.
Vier große Player
Im Ortenaukreis gibt es aus diesen Branchen vier Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Neben der Herrenknecht AG in Schwanau und den Badischen Stahlwerken in Kehl (BSW) sind dies auch MEIKO in Offenburg sowie das Progress-Werk (PWO) in Oberkirch. Daneben gibt es unzählige weitere größere oder kleinere Player im Bereich Automotive oder Maschinenbau. Bislang scheint sich die Bedeutung der Industrie überhaupt in der gegenwärtigen Politikergeneration noch nicht herumgesprochen zu haben.
Die Bürokratie als eines der Haupthemmnisse wirtschaftlicher Entwicklung in Deutschland nimmt immer groteskere Formen an. Das ist mittlerweile bekannt. Aber gemäß den bisherigen Ergebnissen von CDU und SPD, die im Koalitionsvertrag festgehalten sind, ist der große Wurf – also eine breite Entlastung der Wirtschaft bei der Bürokratie – nicht zu erkennen. Und das, obwohl Verbände wie die IHK oder die wvib Schwarzwald AG gebetsmühlenartig auf die Gefahren für den Standort hinweisen. Immerhin wird das Problem in dem Werk festgehalten, in Form von Absichtserklärungen.
Die Hälfte setzt Kurzarbeit ein
So auch in der hier vorliegenden Umfrage der wvib. Demnach wird Kurzarbeit, einst als Mittel zur Überbrückung wirtschaftlicher Schocks gedacht, wird von fast der Hälfte der Maschinenbau-Unternehmen genutzt. 48 Prozent würden sie bereits einsetzen, 7 Prozent planen die Einführung. Einen Arbeitsplatzabbau planen 44 Prozent der Unternehmen im Maschinenbausektor trotz der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate. Lediglich 7 Prozent wollen ihre Mitarbeiterzahl in 2025 erhöhen.
Vor allem politische Themen seien für die Unternehmen die größten Hemmnisse. So wurde in der Umfrage zwar die fehlende Nachfrage an erster Stelle genannt. Als weitere Wachstumsbremsen werden Faktoren wie politische Instabilität, hohe Lohnkosten, das Steuersystem und der zunehmende internationale Wettbewerb angeführt.
Fachkräftemangel verliert an Bedeutung
Nicht mehr im vorderen Bereich ist das Thema Fachkräftemangel zu finden. So verliere Deutschland als Industriestandort und Absatzmarkt weiter an Attraktivität. Anders als in den USA, Asien und Osteuropa, wo die Aussichten für den Maschinenbau relativ positiv bewertet werden. 56 Prozent der Befragten schätzen die Zukunftsperspektiven im Gegensatz dazu hierzulande als „schwach“ ein. Weitere 15 Prozent sprechen sogar von „sehr schwach“. Gleichwohl muss an der Stelle erwähnt werden, dass es in etlichen anderen Branchen nach wie vor einen grassierenden Fachkräftemangel gibt, beispielsweise in der Pflege, der Logistikbranche, beim Handwerk und in der Gastronomie.
„Schwache Nachfrage“
Verbandsvertreter wie wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer werden nicht müde, die Probleme beim Namen zu nennen: „Die Branche steckt in einer tiefen Krise. Nicht, weil sie neue Technologien verschlafen hat – sondern weil das Exportgeschäft durch Wettbewerb aus Billiglohnländern, Handelskonflikte und schwache Nachfrage deutlich schwieriger geworden ist. Bürokratie und Regulierung hängen wie ein Mühlstein um den Hals der Unternehmen. Daran kann die Politik etwas ändern – und sie sollte es dringend tun.“
Das Geschäftsmodell der Branche, so die Pressemitteilung, stehe vor einer unklaren Zukunft. Neben der genannten Bürokratie nennen die teilnehmenden Unternehmen auch Handelspolitische Konflikte und geopolitischer Unsicherheit als Hemmnisse, den demografische Wandel sehen sie auf Platz drei. Nur noch auf Platz sechs steht der Fachkräftemangel. Weitere Risiken für die Zukunft seien der Wettbewerb aus Billiglohnländern sowie die Gefahr von Cyberangriffen. Globale Nachfrage und Umweltauflagen landen in der Prognose ebenfalls im Mittelfeld.
Hauptsächlich KMU vertreten
Nicht als Bedrohung wahrgenommen wird technologische Wandel, der von nur wenigen Maschinenbau-Unternehmen als Gefahr für das Geschäft betrachtet werde. Weiter unten im Risiko-Ranking landen lediglich die Gefahr von Rohstoffknappheit und globalen Pandemien.
Die von Cluster-Manager Stefan Fuchs durchgeführte Umfrage wurde von 54 CEOs im wvib-Cluster Maschinenbau beantwortet, wie die wvib schreibt. Die meisten davon seien KMU: 57 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über weniger als 100 Mitarbeitende, 22 Prozent haben zwischen 101 und 250 Beschäftigte. Die Umfrage sei vor den jüngsten Zollankündigungen der USA durchgeführt worden.
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